
Ab welchem Alter brauchen Kinder keinen Mittagsschlaf mehr?
Ausreichend Schlaf ist für das Wohlbefinden von Kindern unerlässlich. Er fördert nicht nur die allgemeine Gesundheit des Kindes, sondern wirkt sich auch auf ihr Gemüt, ihre Stimmung, Geduld, die Auffassungsgabe und Lernfähigkeit aus. Mit zunehmendem Alter nimmt der tägliche Schlafbedarf natürlicherweise ab. Verteilt sich dieser zunächst auf mehrere kurze Tagschläfchen und einen ähnlich fragmentierten Nachtschlaf, wird die Schlafdauer am Stück mit zunehmendem Alter immer länger bis hin zu einem einzelnen Mittagsschlaf und den immer stetiger werdenden Nachtschlaf. Aber in welchem Alter sollten Kinder mit dem Mittagsschlaf aufhören?

Mittagsschlaf bei Kindern - Prozentualer Anteil nach Alter
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Im Alter von drei Jahren machen fast alle Kinder mindestens einmal am Tag ein Nickerchen. Dies ist wichtig für ihre Entwicklung, da ihr Körper und ihr Gehirn noch viel Erholung brauchen. Zu diesem Zeitpunkt ist ein Mittagsschlaf noch völlig normal und wird von den meisten Kindern benötigt, um den Tag über ausgeglichen und energiegeladen zu bleiben.
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Mit vier Jahren nimmt die Anzahl der Kinder, die einen Mittagsschlaf machen, jedoch langsam ab. Rund 60 % der Vierjährigen halten immer noch regelmäßig ein Nickerchen, während die übrigen Kinder möglicherweise bereits ohne auskommen. Oft hängt dies davon ab, ob sie eine Vorschule oder einen Kindergarten besuchen, in dem kein Mittagsschlaf mehr vorgesehen ist, oder ob sie bereits genug Nachtschlaf bekommen, um tagsüber nicht müde zu sein.
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Im Alter von fünf Jahren reduziert sich die Notwendigkeit eines Mittagsschlafs weiter. Die meisten Kinder kommen nun problemlos durch den Tag, ohne sich mittags hinlegen zu müssen. Nur noch weniger als 30 % der Fünfjährigen schlafen tagsüber regelmäßig, während der Großteil stattdessen eine frühere Schlafenszeit am Abend bevorzugt.
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Bis zum sechsten Lebensjahr nimmt der Anteil der Kinder, die noch ein Mittagsschläfchen brauchen, weiter ab. Zu diesem Zeitpunkt schlafen weniger als 10 % der Kinder tagsüber noch ein. Die meisten Kinder haben sich bis dahin an einen längeren, durchgehenden Nachtschlaf gewöhnt und können die gesamte Wachzeit über aktiv bleiben.
- Mit sieben Jahren hören fast alle Kinder endgültig mit dem Mittagsschlaf auf. In diesem Alter ist es sehr ungewöhnlich, dass ein Kind noch regelmäßig ein Nickerchen benötigt. Sollte dein Kind jedoch auch nach dem siebten Lebensjahr noch täglich oder sehr häufig tagsüber schlafen müssen, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass es nachts nicht ausreichend oder nicht erholsam schläft. In einem solchen Fall wäre es sinnvoll, mit einem Kinderarzt zu sprechen, um mögliche gesundheitliche oder entwicklungsbedingte Ursachen abzuklären.

Wann wird der Mittagsschlaf überflüssig?
Alle Kinder sind einzigartig, aber viele beginnen im Alter von 5 Jahren, dem regelmäßigen Mittagsschlaf zu entwachsen. Viele Kinder beenden das Kapitel Mittagsschlaf auf natürliche Weise, problematisch wird es für Eltern jedoch dann, wenn der Mittagsschlaf nicht aufgegeben werden will, das Kind dadurch abends jedoch erst viel zu spät müde wird und sich die Zubettgehzeit immer weiter in Richtung 22 Uhr oder gar noch später verschiebt. Es gibt mehrere Anzeichen dafür, dass ein Kind bereit ist, mit dem Mittagsschlaf aufzuhören:
Indikator Nr. 1: Das Kind braucht mittags sehr lange, um einzuschlafen oder schläft gar nicht.
Eltern wissen – der „ins Bett geh Kampf“ an sich sagt nichts darüber aus, ob das Kind wirklich müde ist und den Schlaf nicht vielleicht doch bitternötig hat. Ganz im Gegenteil, umso unleidlicher die Kleinen werden, während sie sich gegen den Mittagsschlaf wehren, desto müder sind sie tatsächlich. Wenn das Kind aber keinen signifikanten Stimmungsabfall zeigt und dabei zunehmend länger braucht, um mittags einzuschlafen, regelmäßig gar nicht mehr einschläft, gar wieder aufsteht und im Zimmer ruhig spielt oder im Bett fröhlich singt, dann ist ein guter Zeitpunkt gekommen, um es an ruhigen Tagen einmal ohne Mittagsschlaf zu versuchen. Gerade in den ersten Wochen wird gelegentlich Tage geben, an denen ein Kind immer noch ein Nickerchen braucht – beispielsweise, wenn der Nachtschlaf unruhig war oder das Tagesprogramm straff und aufregend.
Indikator Nr. 2: Das Ein- & Durchschlafen in der Nacht wird immer schlechter
In den meisten Fällen ist es leider nicht ganz so „einfach“, dass das Kind den Eltern quasi von selbst anzeigt, dass es den Mittagsschlaf nicht mehr benötigt und dabei ausgeglichen und zufrieden wirkt. Häufig braucht der dringend nötige Übergang einiges an Organisation, Durchhaltevermögen und natürlich mal wieder eine Portion Nerven und Kraft.
Wenn das Kind mittags bereitwillig einschläft, nach einem ausgedehnten Mittagsschläfchen dann aber abends nicht müde ist: zunehmend bis 22 Uhr oder gar noch länger wach ist, nachts häufig aufwacht oder morgens immer früher wach wird, weil im Ausgleich zum Mittagsschlaf einfach kein so langer Nachtschlaf mehr gebraucht wird, dann ist es an der Zeit, das Kind vom Mittagsschlaf weg zu manövrieren. Unterm Strich führt das zu lange Beibehalten des Mittagsschlafs in so einer Situation nämlich häufig dazu, dass das Kind insgesamt weniger schläft, was die Stimmung in den Wachphasen verschlechtert und eine gute Tagesstruktur schwer macht.

Wie gelingt der Übergang ohne Mittagsschlaf?
Häufig befindet man sich am Ende der Mittagsschlaf-Phase in einer verzwickten Situation, in der das Kind für einen Mittagschlaf bereits zu lange wach bleiben kann und abends nicht mehr rechtzeitig ins Bett geht, wenn es auch nur einen kurzen Mittagschlaf von 30-45 Minuten gemacht hat. Sein innerer Rhythmus jedoch noch so sehr daran gewöhnt ist, dass das Durchhalte ohne das Nickerchen gegen Nachmittag zu einer echten Herausforderung wird.
Die komplette Abkehr vom Mittagsschlaf kann also einige Zeit in Anspruch nehmen.
Vermeidet es, die abendliche Schlafenszeit immer weiter nach hinten zu verschieben
Verkürzt den Mittagschlaf nach und nach immer weiter und wenn auch eine halbe Stunde irgendwann zu lang ist, streicht ihn zumindest an ruhigeren Tagen komplett.

Macht euch für die ersten Nachmittage ohne Mittagsschlaf einen Plan
Dinge, bei denen das Kind schnell einschläft, sollten am Nachmittag vermieden werden. Das kann auch bedeuten, dass die Tagesstruktur so geplant werden muss, dass nach 15 Uhr keine Autofahrten mehr anstehen, da das Kind während der Fahrt sonst nicht wachzuhalten wäre. Gegebenenfalls müssen gegen Nachmittag auch der Buggy oder das Fahren im Bollewagen bei Ausflügen vermieden werden, wenn das Kind sein Mittagstief sonst nicht überwinden kann. Plant anstelle dessen Aktivitäten ein, welche das Kind beschäftigen, die aber nicht mehr zu viel konstruktives Verhalten beim Spielen oder Geduld verlangen, wenn es am Nachmittag müde und unleidlich wird, weil das Durchhalten noch schwerfällt. Aktiv-Zeit an der frischen Luft wirkt sich beispielsweise meistens positiv aus.

Plant ruhige Pausen statt Mittagsschlaf ein
Plant ggf. ruhige Pausen statt Schlaf ein, wenn ihr den Eindruck habt, dass euer Kind einen festen Zeitabschnitt am Tag braucht, an dem es herunterfahren und Energie tanken kann. Plant diese Zeit am besten eher früh (zwischen 12 und 14 Uhr) ein, wenn das Kind noch lange keine Müdigkeitserscheinungen zeigt. Füllt diese kleine Auszeit mit Bücherlesen, Malen oder ruhigem Spielen, um Kraft für den Nachmittag zu sammeln. Genau wie der Mittagsschlaf sollte auch die Ruhezeit – wenn möglich – an einem bestimmten Ort und für einen bestimmten Zeitraum stattfinden, damit sich ein festes Ritual etablieren kann.

Einführen einer früheren Schlafenszeit am Abend
Einer der wichtigsten Schritte, damit der Übergang zum Alltag ohne Mittagsschlaf klappen kann, ist das Einführen einer früheren Schlafenszeit am Abend. Vorschulkinder im Alter von 3-5 Jahren benötigen in der Regel noch 10-13 Stunden Schlaf pro Tag, gerade dann, wenn durch Kita oder Tagesmutter am Morgen eine feste Aufstehzeit eingehalten werdn muss, bedeutet die Abkehr vom Mittagsschlaf in den meisten Fällen, dass die Schlafenszeit auf 18 Uhr oder 18.30 Uhr vorverlegt werden muss, je nachdem, wann Ihr Kind aufwachen muss.
Alter des Kinder & empfohlene Schlafdauer pro Tag - inklusive Nickerchen:
- Neugeborene (0-3 Monate): 14-17 Stunden
- Säuglinge (4-11 Monate): 12-16 Stunden
- Kleinkinder (1-2 Jahre): 11-14 Stunden
- Vorschulkinder (3-5 Jahre): 10-13 Stunden
- Schulkinder (6-7 Jahre): 9-12 Stunden
Phasenweise Rückkehr zum Mittagsschlaf
Individuelles Tempo akzeptieren: Manche Kinder brauchen noch gelegentlich ein Nickerchen, andere gar nicht mehr – das ist völlig normal. Auch kann es immer mal wieder Ereignisse geben, die es erfordern, kurzzeitig zu einem Mittagsschlaf zurückzukehren: Wachstumsschübe, ein Urlaub mit viel Zeit im Meer und allgemein an der frischen Luft, Krankheit oder auch der Übergang von der Tagesmutter in die Kita, in die Schule oder allgemein das Erhöhen von Betreuungszeiten. Auch das ist absolut in Ordnung - so lange der Nachtschlaf davon nicht dauerhaft beeinträchtigt wird, scheint euer Kind die zusätzlichen Stunden Schlaf während dieser Phasen einfach zu brauchen.